Wann verkaufst du deine Eventtickets über Sprachassistenten?

Digitale Tools  |  12/06/2018

Hast du dich schon einmal mit Voice Assistants, also mit Sprachassistenten wie Alexa*, Siri, Cortana, Google Assistant & Co. für dein Eventmanagement beschäftigt? Also ich habe mir da schon so einige Fragen gestellt. Zum Beispiel: Woran liegt’s, dass wir

Tim Kahle von Lab 169 GmbH
Tim Kahle | © Lab 169 GmbH

Sprachassistenten noch nicht für Veranstaltungen nutzen? Ist jedes Event für sich zu klein? Also lohnt sich der Programmieraufwand nicht? Muss man bei Anbietern wie Amazon in den Shop rein kommen und die verkaufen eben (noch) keine Events? Ist das Programmieren eines Skills so herausfordernd? Ist die Datenlage der Veranstalter so miserabel? Bräuchten wir eine große Plattform wie Amazon oder Google, um Tickets kaufen zu können? Müssten sich Veranstalter also zusammenschließen? Fragen, über Fragen. Da habe ich doch lieber einmal einen Experten befragt. Tim Kahle, Geschäftsführer von 169 Labs, verrät dir und mir, wie die Zukunft der Sprachassistenten in der Meetingbranche aussehen könnte.

Tim, was glaubst du? Werden wir früher oder später auch Sprachassistenten nutzen, um unsere Eventtickets zu kaufen?

Wir gehen davon aus, dass wir in Zukunft viele Prozesse und Transaktionen über Sprachassistenten abwickeln werden. Eventtickets gehören mit Sicherheit zu den Dingen, die sogar einfacher verkauft werden könnten als andere Produkte oder Inhalte.

[bctt tweet=“#eventprofs #VoiceAssistant #Sprachassistenten Eventtickets gehören mit Sicherheit zu den Dingen, die einfacher verkauft werden könnten als andere Produkte oder Inhalte. Sagt @kahle von @169Labs #eventtec“ username=“KatrinTae“]

Momentan sind seitens der Plattformbetreiber allerdings die technischen Voraussetzungen dafür noch nicht geschaffen. Außerdem wissen wir, dass die Marktdurchdringung in vollem Gange ist. Und die Nutzerbasis der Sprachassistenten wächst von Tag zu Tag. Smart Speaker werden seitens der Verbraucher schneller angenommen als zum Beispiel Smartphones, Social Media oder das Internet.

Amazon Alexa | Sprachassistent

Inhaltlich betrachtet stehen wir aber noch am Anfang. Es ist für uns eine völlig neue Art der Interaktion, wenn wir in den eigenen vier Wänden mit etwas zu sprechen, was wir nicht sehen können. Wenn dieser Umbruch weiter vorangeschritten ist, werden wir im Verlauf der Zeit anspruchsvoller und erwarten komplexere Anwendungen, die uns auch andere Bereiche des Lebens vereinfachen. Dazu zählt auch Shopping per Sprache. Jeder Dritte Smart Speaker Besitzer in den USA hat heute bereits per Sprache Produkte gekauft, jeder Zehnte macht das sogar monatlich.

[bctt tweet=“#eventprofs #Sprachassistenten Shopping per Sprache: Jeder Dritte Smart Speaker Besitzer in den USA hat heute bereits per Sprache Produkte gekauft. Sagt @kahle von @169Labs #eventtech “ username=“KatrinTae“]

Tickets sind aktuell noch nicht per Sprache über Smart Speaker zu erwerben, aber gerade hier sehen wir ein enormes Potenzial. Bei Veranstaltungen könnte ich mich ganz einfach über das Programm, Ort und Datum informieren und im Anschluss den Kaufprozess anstoßen. Im Vergleich zum Schuh- oder Kleiderkauf muss ich das Produkt vorher nicht unbedingt sehen oder anfassen – aus unserer Sicht ein perfekter Use Case für Sprachassistenten.

[bctt tweet=“#eventprofs #Sprachassistenten Ticketverkauf für Events – im Vergleich zum Schuh- oder Kleiderkauf muss ich das Produkt vorher nicht unbedingt sehen oder anfassen. Sagt @kahle von @169Labs #eventtech“ username=“KatrinTae“]

google Sprachassistenten auch in der MICE-Branche

Für welche (Art von) Events oder deren Vermarktung wird sich denn ein Voice Assistant am ehestens eignen?

Bereits etablierte Branchenveranstaltungen werden es leicht haben, da sie bereits einen Namen haben und für ein anerkanntes Maß an Qualität stehen. Ebenso denke ich an Sportveranstaltungen, Konzerte oder den Erwerb von Kinokarten. Hier weiß ich als Nutzer was mich erwartet. Die Pauschalbuchung oder Bestplatzbuchung eines Tickets bedarf nicht mehr als meiner Nutzer- und Zahlungsinformationen. Diese Infos sind in meinem Benutzerkonto des Eventveranstalters oder sogar bei Alexa bzw. Google Assistant hinterlegt. Der virtuelle Checkout per Sprache wird damit sehr bequem und einfach. Die Frage die uns als Entwickler sehr stark beschäftigt ist die der Sicherheit während einer Transaktion per Sprache. Aber auch hier werden sich Lösungen etablieren, die verhindern, dass mein Nachbar von nebenan sich vom Balkon aus Rolling Stones Tickets über meinen Sprachassistenten bestellt.

[bctt tweet=“#eventprofs #VoiceAssistant Ticketverkauf für Events: Bereits etablierte Branchenveranstaltungen werden es leicht haben, da sie bereits einen Namen haben und für ein anerkanntes Maß an Qualität stehen. #eventtech“ username=“KatrinTae“]

[bctt tweet=“#eventprofs Sichere Lösungen für den Einkauf via Sprache. Sonst kauft mein Nachbar vom Balkon aus Rolling Stones Tickets über meinen #VoiceAssistant. #eventtech“ username=“KatrinTae“]
Tickets für Events dank Voice Assistant

Oh nein! Ich höre schon fast die Sprachvorschläge, basierend auf seinem Einkauf, die mir dann immer wieder Tickets für die Stones oder Andrea Berg vorschlagen. Aber sag mal, wie beginne ich mit dieser Technik?

Das Wichtigste ist: Kenne deine Technik. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ein Workshop mit unseren Kunden ein guter Einstieg ist, um diese neue Welt für sich zu erkunden. Die aktive Nutzung der Sprachassistenten hilft dabei, Anwendungsfälle für das eigene Unternehmen zu identifizieren und abzugrenzen. Ein Großteil der Umsetzung einer Anwendung für Sprachassistenten ist die Konzeption und Testen des Dialogdesigns. Die eigentliche Programmierung ist bei guter Vorbereitung weniger komplex als beispielsweise die Entwicklung von Mobile Apps oder modernen Webseiten.

[bctt tweet=“#eventprofs #VoiceAssistant Die eigentliche Programmierung eines #Skills ist bei guter Vorbereitung weniger komplex als beispielsweise die Entwicklung von Mobile Apps oder modernen Webseiten. #eventtech“ username=“KatrinTae“]

Gadget Google Assistant

Das macht Hoffnung. 🙂 Angenommen, ich möchte meine Tickets über einen Sprachassistenten verkaufen. Wie groß muss wohl mein Einstiegsbudget sein?

Die Konzeption und Entwicklung von Prototypen sind schon mit einem Einstiegsbudget von wenigen Mann-Tagen möglich. Wichtiger ist der Blick ins eigene Unternehmen: Habt ihr die technischen Voraussetzungen, damit über eine Sprachanwendung mit eurem Ticketsystem kommuniziert werden kann? Wie bildet ihr den Kundenservice über diesen Kanal ab? Wie interagiert die Voice App mit einem Zahlungs- oder E-Mail System?

Aus unseren Erfahrungen heraus sind die technischen Voraussetzungen bei den meisten Unternehmen momentan ähnlich: Die Inhalte liegen nicht in der Form vor, dass sie optimal per Sprache ausgegeben werden können. Rückblickend ist das auch nicht verwunderlich. Wir alle haben Inhalte bisher so aufbereitet, dass sie über ein grafisches Interface ausgegeben und dargestellt werden können. Dass der Bildschirm irgendwann mal wegfällt, hätten wir vor einigen Jahren nicht erwartet.

[bctt tweet=“#eventprofs #VoiceAssistant Die Konzeption und Entwicklung von Prototypen sind schon mit einem Einstiegsbudget von wenigen Mann-Tagen möglich. Sagt @kahle von @169Labs #eventtech“ username=“KatrinTae“]

Was sind die typischen Do’s und Don’ts beim Programmieren von Skills und Einsetzen von Sprachassistenten?

Das Wichtigste ist die Identifikation des Use Cases. Unternehmen neigen oft dazu, feature-getrieben zu denken. Sie wollen Anwendungen mit allen möglichen Funktionen vollstopfen. Für eine eine neue Technologie, mit der wir auf eine völlig neue Art interagieren, ist das vor allem zu Beginn nicht ratsam. Wir empfehlen, zunächst eine Kernfunktion zu definieren und diese per natürlicher Sprache erlebbar zu machen. Dabei stoßen wir im Vergleich zum Design für grafische Benutzeroberflächen auf interessante Unterschiede. Wir designen nun für das Ohr, was uns vor unerwartete Herausforderungen stellt. Dazu zählt die einfache Formulierung der Texte, Variationen, Listen mit maximal drei Auswahlmöglichkeiten, Sprechpausen, Betonungen, das Einbetten von Audioeffekten, … Du merkst schon, wir sehen einige Dinge, über die wir uns bisher keine Gedanken machen mussten.

Unternehmen sollten außerdem nicht auf Biegen und Brechen versuchen, die Plattform “Voice” jetzt zu besetzen. Nicht alle Inhalte, Services oder Produkte lassen sich über eine Anwendung für Sprachassistenten abbilden. Der Kanal wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, aber nicht alle anderen Technologien von heute auf morgen ins Abseits stellen.

[bctt tweet=“#eventprofs #VoiceAssistant Unternehmen sollten außerdem nicht auf Biegen und Brechen versuchen, die Plattform “Voice” jetzt zu besetzen. Rät @kahle von @169Labs #eventtech“ username=“KatrinTae“]

Sicherheit für Skills beim Echo-Dot

Und wie messe ich den Erfolg eines Voice Assistants? Also, wie finde ich heraus, ob etwas über Alexa & Co. verkauft wurde?

Es gibt heute schon verschiedene Tracking-Möglichkeiten für meine Voice Anwendung. Die Plattformbetreiber selbst geben mir Aufschluss über die Nutzung. Ebenso erfahre ich von Fehlerfällen, um meinen Alexa Skill oder meine Google Action stetig verbessern zu können. Wenn zukünftig dahinter ein Zahlungssystem angesprochen wird, lassen sich Konversionen und Transaktionen so differenziert betrachten, wie es momentan schon bei Einkäufen per mobiler App oder Web-Shop möglich ist. Im Hintergrund spielen sich die gleichen Prozesse ab, die wir aus der Entwicklung für gelernte Technologien kennen.

Das Thema ist ja komplex und entwickelt sich rasant. Wo kann ich mich denn auf dem Laufenden halten?

Mittlerweile haben sich in vielen Großstädten Deutschlands Meetups etabliert. Diese klären sowohl Entwickler als auch Unternehmen über die Möglichkeiten und Potenziale auf. Hier werden Best Practices und Erfahrungen ausgetauscht und zukünftige Trends diskutiert. Außerdem empfehle ich dir, die Blogs der Plattformbetreiber zu lesen und dich auf Twitter umzuschauen. Hier tummeln sich internationale Influencer, die tagtäglich wertvolle Insights und Neuerungen veröffentlichen und diskutieren.

Außerdem werden wir am 12. Oktober 2018 die Voice Assistant Konferenz “ALL ABOUT VOICE” ausrichten. Damit möchten wir eine Plattform etablieren, die mit internationaler Ausrichtung Voice Enthusiasten aus verschiedenen Branchen zusammenbringen soll. Verschiedene Unternehmen und Experten werden von ihren Erfahrungen auf einer großen Bühne berichten und darüber aufklären, wie wichtig Voice als Plattform im Rahmen der digitalen Unternehmensstrategie sein wird.

Blogs über Sprachassistenten

Ok, den Termin merk ich mir vor. Aber wie überzeuge ich denn nun meinen Chef, diese Dinge im Auge zu behalten – auch mal zur Konferenz zu fahren – und möglicherweise Sprachassistenten einmal auszuprobieren?

Wir stehen vor den gleichen Veränderungen wie Mitte der 2000er Jahre: Smartphones und Social Media haben sich im Eiltempo in unserer Gesellschaft breit gemacht. Sie sind heute nicht mehr wegzudenken. Die Verbreitung der Sprachassistenten ist im Vergleich dazu noch schneller. Ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass wir diese Technologie nicht links liegen lassen dürfen. Wir sollten sie stattdessen frühzeitig für uns entdecken und nutzen. Agenturen wir unsere (169 Labs) helfen beim Einstieg und der Umsetzung von Voice Apps.

Last but not least, wir sind hier auf einem Blog über digitale Tools: Welches ist dein  Lieblingstool oder welches würdest du meinen Lesern empfehlen?

Die Startup-Szene entdeckt Voice als Plattform auch gerade für sich. Es haben sich schon einige Tools etabliert, die es ermöglichen Voice Apps zu konzipieren oder sogar aktiv zu betreiben. Wir lieben draw.io zur Konzeption des Voice User Interface und des Voice UX. Mit Storyline, Bottalk oder Cognigy lassen sich Apps per Drag & Drop zusammenstellen und sogar von dort als als Alexa Skill betreiben. Frameworks wie JOVO haben sich darauf spezialisiert, mit einer einzigen Code-Basis sogar Cross-Plattformen Anwendungen zu entwickeln, zum Beispiel für Alexa und Google Assistant.

Voice Control mit Google

Über den Interviewpartner

Tim Kahle, Co-Founder und Geschäftsführer der 169 Labs GmbH, bringt Erfahrungen aus mehr als 10 Jahren im UX-/UI-Design und Online Marketing mit. Bei 169 Labs ist damit verantwortlich für die Konzeption, das Design und die Vermarktung von Sprachanwendungen. Außerdem betreibt er die Podcast-Reihe „All about voice“- der Podcast über digitale Sprachassistenten.


Übrigens habe ich einen Alexa Skill für diesen Blog aktiviert. Mit dem Skill „MICEstens digital“ kannst du dir vorlesen lassen, welche News es hier gibt. Außerdem verrate ich dir ganz genau, wie auch du einen Alexa Skill für deine Event- oder Corporate News einrichtest.

Update: Am 9.7.2018 gibt die doo gmbh bekannt, dass auch sie an einem Skill für Eventtickets dran sind. Der Prototyp steht.

Update: am 13.9.2018 gibt amazon bekannt, dass sie künftig auf Skills verzichten werden. D. h. User sollen ohne umständliches Herunterladen dieser Skills die Sprachbefehle nutzen können. Das dauert wohl noch ein Weilchen. Allerdings bin ich schon jetzt gespannt.

Seit Sommer 2019 hat die OsnabrückHalle den ersten Alexa Skill einer Eventlocation.


 

* Affiliatelink. Du zahlst keinen Cent mehr und ich kann diesen Blog finanzieren.

Bleib up to date!