Die MICE-Branche ist in Frauenhand – zumindest, wenn es um die operative Arbeit geht. Die Führungspositionen jedoch sind wie in vielen anderen Branchen auch meistens in Männerhand. Der Gender Pay Gap ist daher auch hier sehr real. Ein Grund dafür: Frauen fehlt häufiger das nötige Selbstvertrauen, um im Job voranzukommen. Doch das muss nicht so bleiben! Jedenfalls nicht für dich. Mit dem richtigen Selbstmarketing klappt es auch mit deiner Karriere. Eine echte Expertin für effektives Selbstmarketing ist Friederike Gonzalez Schmitz. Sie erstellt für ihre Kunden professionelle, oft mehrsprachige LinkedIn-Profile und gibt Führungskräften, Selbständigen und Arbeitnehmern auf Jobsuche wertvolle Tipps, wie sie ihre digitale Marke im Netz aufbauen können.
Friederike habe ich auf der herCAREER im vergangenen Herbst kennengelernt. In der Zwischenzeit haben wir sogar schon ein gemeinsames Web-Seminar durchgeführt. Du siehst: Networking und Eventbesuche lohnen sich mehrfach.
Friederike, du bist Expertin für effektives Selbstmarketing und hast dich auf das Businessnetzwerk LinkedIn spezialisiert. Ganz unabhängig von einem Online-Portal: Warum fällt uns Frauen das Selbstmarketing so schwer?
Dieses Verhalten hat meiner Meinung nach mehrere Ursachen. Zum einen hat keine von uns in der Schule gelernt, sich selbst zu verkaufen. Kindern, vor allem den Mädchen wird oft eingeredet, dass Eigenlob stinkt und man sich mit Angeberei unbeliebt macht. Dass es allerdings wichtig ist, um in der Berufswelt voranzukommen, wird gerne verschwiegen. Im beruflichen Kontext verstecken wir uns oft hinter der Arbeit. Bei privaten Themen, wie der Kindererziehung und der Organisation von Feierlichkeiten sind wir schneller zur Stelle und bringen uns ein. Reden wir insgesamt mehr, so halten wir uns doch in größeren Gesellschaften und Meetings oft zurück. Männer werden genau dann, wenn es darauf ankommt, gesprächiger und vermarkten sich im professionellen Kontext besser.
Das weibliche Kommunikationsverhalten ist einfach anders. Wir nehmen unsere Schwächen stärker wahr und trauen uns zu wenig zu. Männer dagegen verfügen häufig über mehr Selbstvertrauen. Sie überschätzen sich auch gerne mal und spielen sich schneller in den Vordergrund.
Wir sollten unseren Kindern daher die Devise vermitteln: “Tue Gutes und sprich darüber!” Den Satz können wir auch für unser eigenes Selbstmarketing im Unternehmen übernehmen. Und auf die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken übertragen. Einfach tun und nicht noch länger zögern!
Was rätst du Eventmanagerinnen, die ihre Karriere in die Hand nehmen wollen?
Ich rate Eventmanagerinnen sich ein persönliches berufliches Netzwerk aufzubauen und im digitalen Zeitalter mit den Netzwerken kommunizieren. Das rate ich allerdings auch allen anderen Angestellten, Unternehmern, Selbständigen, Fach- und Führungskräften. Dank der Kontakte, die du im Laufe seines beruflichen Lebens getroffen hast, kannst du zu einem bestimmten Zeitpunkt viele Vorteile haben. Egal ob du nun erst seit 5 Jahren im Bereich Eventmanagement tätig bist oder schon über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung verfügst. Sicherlich hat ein Mitarbeiter, welcher viel reist und Außentermine hat, höhere Chancen sich ein großes Netzwerk aufzubauen, als eine Büroangestellte. Da Eventmanager von Haus aus dank ihrer Position mit vielen Menschen zusammen kommen, sollten sie diesen Vorteil auch nutzen.
Meine konkreten Tipps für dein digitales Selbstmarketing: Vernetze dich mit vielen beruflichen Kontakten und nutze die sozialen Medien auch in der alltäglichen Kommunikation. Dank der mobilen Apps geht das soziale Netzwerken auch wunderbar von unterwegs.
Mein zweiter Tipp: Zeige dich mit den Themen, die dich beschäftigen und positioniere dich als Expertin. Sei es durch eigens formulierte Status Updates, kleine Videos oder Blogartikel.
Und wie setze ich mich gegenüber männlichen Kollegen mit mehr Berufs- und Führungserfahrung durch?
Konzentriere dich auf deine eigenen Stärken. Bleibe bei der Devise: “Tue Gutes und sprich darüber”. Auch der Kollege mit mehr Berufserfahrung hat mal klein angefangen.
Hör auf dich mit den anderen zu vergleichen. Nutze stattdessen die Zeit, dich mit deinen Themen zu positionieren.
Lass dir Tipps geben, wie es deine Kollegen geschafft haben, dahin zu kommen, wohin du möchtest. Wir Frauen sind zwar häufig gute Netzwerkerinnen. Haben allerdings Nachholbedarf im Selbstmarketing. Wir sollten daher hin- und wieder die Komfortzone verlassen. Sollten im Meeting unsere Meinung äußern und über Erfolge sprechen. Und die Mittagspause mit Mitarbeitern aus anderen Abteilungen verbringen, um unser Netzwerk auch intern zu erweitern.
Muss ich online aktiv sein? Muss ich mich auf Businessnetzwerken anmelden und wirklich aktiv werden?
Ja, in der heutigen Zeit gehören online Business-Netzwerke einfach dazu. Der Besucher einer Konferenz googelt deinen Namen, weil er ihn im Programm gelesen hat. Oder wir informieren uns über die Kooperationspartner, welche uns empfohlen worden sind. Wenn ich die Person auf Xing oder LinkedIn entdecke, kann ich mir bereits einen guten Eindruck verschaffen. Finde ich rein gar nichts, macht es auf mich einen unprofessionellen Eindruck. Oder ich vermute, dass ich den Namen falsch geschrieben habe.
Ein professionelles Online-Profil, welches die wichtigsten beruflichen Daten plus ein paar persönliche Fakten enthält, ist auch eine gute Basis für den Gesprächseinstieg. Zu den persönlichen Dingen zählt z.B. ein interessantes Hobby, eine Auszeichnung oder das Engagement in einer gemeinnützigen Organisation. Es ist allerdings nur die Basis. Wirklich auffallen wirst du in den Netzwerken nur, wenn du dich dort regelmäßig einbringst. Nach dem anfänglichen Zuhören bzw. dem Lesen der Beiträge solltest du die Artikel im News-Feed liken, sie kommentieren und auch mal teilen. Ein späterer Schritt ist es, eigene Status Updates zu posten oder Blogartikel zu schreiben. Wenn dir das zu viel wird, kannst du auch interessante Branchen-News teilen. Versehe sie beim Teilen unbedingt mit einem persönlichen, nützlichen Kommentar. Das geht schneller und hat auch Wirkung.
Wie viel Zeit sollte ich denn so ungefähr in meine Online-Reputation und Sichtbarkeit investieren?
Wenn dein Profil eingerichtet ist, empfehle ich, dass du dich regelmäßig einloggst. Du könntest dann z.B. im Sinne der Sichtbarkeit morgens ca. 10 Minuten auf dem Weg zur Arbeit die wichtigsten Nachrichten scannen und Beiträge kommentieren.
Ich schiebe diese Tätigkeiten auch gerne mal auf den Abend, wenn die Kinder bereits schlafen und schreibe ein paar Kontakte an. Wenn zu den täglichen 10 Minuten noch einmal die Woche 1-2 Stunden zum Kontaktaufbau und Interagieren mit Kontakten kommt, wird dein Netzwerk auch stetig wachsen.
Welches ist denn das richtige Businessnetzwerk für mich? Xing oder LinkedIn?
Das kommt darauf an, in welcher Branche du tätig bist und inwieweit du bereits viele Kontakte im Ausland hast. Wer international aktiv ist oder in internationalen Konzernen gearbeitet hat, wird sich auf LinkedIn ein Profil einrichten. Dann wirst du recht schnell sehen, dass du dort sehr viele Kontakte findest. Auf weltweiter Ebene hat LinkedIn 562 Millionen Nutzer, davon 11 Millionen in der Region DACH.
Diese Branchen sind auf LinkedIn besonders stark vertreten:
- Finanzdienstleistungsbereich,
- IT und IT Consulting,
- die Automobilbranche
- und Forschung.
Fach- und Führungskräfte sind hier eher anzutreffen, eben weil sie häufig auch international netzwerken.
Wer sich nur im deutsch-sprachigen Raum bewegt, wird sich Xing genauer ansehen. Dieses Netzwerk liegt mit 14 Millionen Nutzern in der Region DACH noch vorne. Ich selbst und viele meiner Kontakte nutzen beide Netzwerke und finden bei beiden ihre Vor- und Nachteile.
Wirklich herausfinden wirst du es nur, indem du beide Netzwerke ausprobierst. Oder du tauschst dich mit Kollegen zu deren Erfahrungen aus.
Was ich klasse finde: Auf LinkedIn kann man ein professionelles Profil mit Medien wie Videos und Fotos sowie mehrsprachige Versionen selbst beim Basis-Account anlegen. Du musst also nicht gleich mit monatlichen Mitgliedsbeiträgen rechnen.
Und wie spreche ich Unbekannte an? Oder ist das ein No Go, also muss ich die Leute zuvor persönlich kennengelernt haben?
Auf Xing ist es einfacher, auch unbekannte Personen anzusprechen und sich mit ihnen zu vernetzen. Das geht bei LinkedIn nicht immer. Es ist auch nicht unbedingt erwünscht. Ich rate dir dich zu Beginn erstmal mit Personen zu vernetzen, welche du wirklich kennst. Das sind Kollegen, ehemalige Kollegen, Studienfreunde, Kooperationspartner, Freunde etc. Im nächsten Schritt, schaust du, wer dir auf der Plattform häufiger auffällt. Wer schreibt gute Beiträge und bei wem hast du Interesse bekommen, dich mit der Person näher auszutauschen?
Du kannst auch über die Suchfunktion ganz gezielt nach Stichwörtern suchen. Schreibe dann den gefundenen Personen eine persönliche Nachricht. Füge stets eine Begründung hinzu, warum du dich gerne vernetzen möchtest. Ab einer gewissen Netzwerkgröße verfügst du über genügend Kontakte 2. Grades. So kannst du auch bei den “Unbekannten” einen gemeinsamen Nenner finden.
Wenn du viel auf Konferenzen unterwegs bist, kannst du den Rednern auch auf LinkedIN folgen, diese eine Weile beobachten und deren Beiträge liken. In einem späteren Schritt kannst du dich mit einer passenden persönlichen Nachricht vorstellen und um Kontaktbestätigung bitten. Direkt mit der Tür ins Haus zu fallen ist eher ein No Go. Wenn es eine komplett fremde Person ist, sollte es bereits einen Anknüpfungspunkt geben. Das könnte z.B. ein gemeinsamer Kontakt oder eine gemeinsam besuchte Veranstaltung sein.
Last but not least, Selbstmarketing klingt nach sehr viel Arbeit. Wie starte ich am besten? Wo sind die low-hanging-fruits?
Auf LinkedIn fängst du mit dem Erstellen eines professionellen Profils an. Du füllst deinen Profilslogan aus. Dabei achtest du auf wichtige Keywörter, über welche du gefunden werden möchtest. Als Nächstes kann ich dir empfehlen, die Stationen der Berufserfahrung vollständig auszufüllen. Schreib außerdem eine Zusammenfassung über dich. Dieses Textfenster ist deine Bühne. Dort kannst du über dich, deine Expertise, deine Erfolgserlebnisse und deine Vision schreiben.
Wenn du Weiterbildungen besucht hast, mehrere Sprachen sprichst, füllst du diese Bereiche ebenfalls aus.
Achte auf ein professionelles Foto welches du als Profilfoto hinzufügen kannst. Viele weitere Tipps für dein professionelles LinkedIn-Profil findest du in meinem Leitfaden, den du kostenfrei herunterladen kannst.
Ja, es klingt nach Arbeit. Allerdings ist es so, dass dein LinkedIn- oder Xing-Profil dein Aushängeschild im Internet sind. Es kann der erste Eindruck sein, den du bei Profilbesuchern hinterlässt. Nimm dir daher schon etwas Zeit oder lass dich von Bekannten oder Profis beraten.