Wer ist dein Hygienebeauftragter für Veranstaltungen?

Eventmanagement  |  16/08/2020

Vermutlich hast du schon viel über coronakonforme Veranstaltungen und Hygienemaßnahmen auf Events gehört und gelesen. Die vielen Vorschriften können ziemlich erschlagend sein. Deshalb will ich dir die wichtigsten Learnings rund um das Thema coronakonforme und sichere Präsenzevents in Kürze vorstellen.  Ein wichtiges Learning gleich vorneweg: Es sollte auf jedem Event eine Person geben, die sich ausschließlich um die Hygiene kümmert. Also eben nicht mal so eben nebenbei sondern du brauchst einen “hauptamtlich” Hygienebeauftragten. Natürlich hängt das auch ein wenig davon ab, wie groß dein Event ist. Bei einem Seminar mit 10 Teilnehmern kann so ein Hygienebeauftrager nebenbei noch mehr erledigen als bei einer Konferenz mit mehreren Hundert Teilnehmern. Mehr über die Sicherheit, Hygiene und Abstandsmaßnahmen auf Präsenzevents erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Hygienebeauftragter für Veranstaltungen
Hygienebeauftragter für Veranstaltungen

Einleitung zum Thema Hygiene

Das sollte dein Hygienebeauftragter wissen: Zur Hygiene zählen alle Maßnahmen, die Krankheiten verhüten und solche, die die Gesundheit erhalten und festigen.

Mit Blick auf Corona sind vor allem diese Institute und Gesetze relevant:

  • Infektionsschutzgesetz (IfSG)
  • Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA), hier vor allem TRBA 250
  • Robert-Koch-Institut (RKI)
  • sowie die Verordnungen auf Landesebene

Vor allem die Verordnungen auf Landesebene sind für deine Veranstaltungen besonders relevant. Auf der Seite des AUMA findest du sehr übersichtlich die Landesregelungen für Veranstaltungen. Außerdem finde ich die Übersichten beim „Tourismus Wegweiser“ hilfreich.

über Vorschriften und Lockerungen informiert auch der Tourismus-Wegweiser
über Vorschriften und Lockerungen informiert auch der Tourismus-Wegweiser

 

Hygienebeauftragter, Hygienekonzept und Hygieneplan

Du brauchst alles davon. In dein Hygienekonzept schreibst du alle Maßnahmen, die du zur Einhaltung der Hygiene triffst. Dazu gehören neben den AHA-Regeln (Abstand-Hygiene-Alltagsmasken) auch alle Maßnahmen, die du triffst, mit denen du

  • das Gesundheitsamt die Kontaktverfolgung ermöglichst
  • deine Maßnahmen dokumentierst
  • die Information aller Beteiligten über die Maßnahmen sicherstellst.

Im Hygieneplan notierst du, was du konkret wie reinigst bzw. desinfizierst und was deine Teilnehmer und Dienstleister tun müssen, um ihre Hygiene einzuhalten. Denke daran, bei deiner Veranstaltung dies kurz, übersichtlich und mit Bildern bzw. Piktogrammen darzustellen. So können es alle schnell verstehen. Auch die Teilnehmer mit einer anderen Sprache oder an Dienstleister, deren Muttersprache eine andere ist sowie Menschen mit Lese- und Sehschwächen. Eine gute Vorlage gibt’s auf der Website von visitBerlin.

Der Hygienebeauftragte

Außerdem brauchst du einen Hygienebeauftragten. Dieser sorgt einerseits für das Hygienekonzept und den Hygieneplan und andererseits kontrolliert er vor Ort, dass sich auch alle daran halten. Personen, die dagegen verstoßen fordert er auf, den Regeln zu folgen. Hilft das nichts, muss ein Eskalationsplan her bzw. müsst ihr von eurem Hausrecht Gebrauch machen. Dieser Aspekt gehört auch in dein Hygienekonzept und auch das prüfen die Gesundheitsämter.

Das steht z.B. auch klar in der Landesverordnung von Bayern.

Vom Hausrecht Gebrauch machen | Landesverordnung Bayern
Vom Hausrecht Gebrauch machen | Landesverordnung Bayern

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Die Kontaktliste

Du kennst das mit den Kontaktlisten bestimmt längst aus Restaurants und vom Friseur. Dahinter steht das Ziel der Gesundheitsämter Infektionsketten zu unterbrechen. Eben durch die Kontaktverfolgung. Je leichter du es den Ämtern machst, umso besser. D.h. je ausgefeilter dein Erfassungssystem ist, um so genauer kannst du sagen, wer wann mit wem in einem Raum war.

Digitale Helfer für deine Kontaktliste

Digitale Teilnehmermanagement-Systeme und Event-Apps können dir dabei viel Arbeit abnehmen. Einige spezialisieren sich auch gerade darauf, z.B. auf die Besuchersteuerung – das macht EMENDO. Aber auch ganz einfache Apps, wie die von e-guest, können dir dabei helfen.

Du musst nicht erfassen, wer wann in welchem Workshop war. Es reicht die Erfassung auf Tagesebene. Aber dann müssen eben auch alle im Fall des Falles in Quarantäne. Kannst du nachweisen, dass Teilnehmer A auf direktem Wege nur den Workshop A besucht hat und dort mit folgenden 20 Personen in Kontakt gekommen ist, ist das eben eine andere “Hausnummer”. Gleiches gilt dann auch für die Vergabe von personalisierten Zeitslots beim Check-In, vorm Catering, vor den WC-Räumen etc. Wie gesagt: Es muss nicht granular sein, aber je granularer du es kannst, desto weniger Menschen müssen in Quarantäne, weil sie auf deinem Event waren.

Bedenke: Je kooperativer du bist, desto eher wird dein Konzept genehmigt. Vor allem dann, wenn du mehr als die bislang erlaubte Teilnehmerzahl auf dein Event holen willst.

Zu erfassende Kontaktdaten

Mittlerweile gibt es zahlreiche Vorlagen für Kontaktlisten im Internet. Wichtig ist, dass du folgende Kontaktdaten erfasst:

  • Vor- und Familienname,
  • Telefonnummer,
  • vollständige Anschrift oder E-Mail-Adresse,
  • Anwesenheitszeit und
  • gegebenenfalls Platz- oder Tischnummer.

Eine sehr einfach App für die Kontaktlisten ist „Herein“. Die gibt’s für iOS und für Android – gratis. Nur wenn du als Veranstalter die Kontaktdaten deiner Gäste sammeln willst, brauchst du die kostenpflichtige Variante.

 

Was dein Hygienebeauftragter übers RKI wissen sollte

Dass das Robert-Koch-Institut (RKI) einen hohen Stellenwert hat, haben wir längst an dessen Präsenz in den Nachrichten erkannt. Wusstest du allerdings, dass es

  • eine selbstständige deutsche Bundesoberbehörde ist
  • direkt dem Bundesministerium für Gesundheit unterstellt ist
  • und Verordnungen Gesetzescharakter haben?

Deshalb ist es gut, wenn du bzw. dein Hygienebeauftragter genau im Blick behält, was das RKI verkündet und veröffentlicht.

Was ein Hygienebeauftragter über Viren, Desinfektion und Übertragungswege wissen sollte

Standard-Hygienemaßnahmen

Du kennst sie sicherlich schon. Dennoch machen es viele von uns immer noch falsch. Daher wiederhole ich hier die wichtigsten Regeln und Begriffe.

Vorab will ich kurz die Unterschiede zwischen “Reinigen”, “Desinfizieren” und “Sterilisieren” erwähnen. Beim Reinigen entfernst du ca. 80% aller Keime, beim Desinfizieren sind es 99,9% und beim Sterilisieren sind sie vollständig entfernt.

Hände reinigen

Vermutlich kannst du es nicht mehr hören. Dennoch: Hände reinigen ist die allerwichtigste Hygienemaßnahme. Bei Veranstaltungen solltet ihr auf Stückseife verzichten und besser Flüssigseife anbieten. Außerdem dauert das Hände einseifen mindestens 30 Sekunden. Zum Abtrocknen solltest du Einmal-Tücher bereitstellen und den Wasserhahn am besten mit dem Ellenbogen schließen.

Übrigens: Zu häufiges Händewaschen ist gar nicht gut, da es die Hände rissig macht. Daher ist zwischendurch desinfizieren eine gute Sache. Nimm dir Desinfektionstücher für deine Events mit und stelle Desinfektionsspender vor Ort auf. Natürlich welche, die du gegen Diebstahl sichern kannst.

richtig Hände waschen – vor allem in Corona-Zeiten
richtig Hände waschen – vor allem in Corona-Zeiten

Verhalten bei Husten & Niesen

Husten und niesen sollten wir in die Ellenbeuge. Dabei sollte sich derjenige von anderen wegdrehen, ein Einmal-Tuch verwenden sowie dieses entsorgen und sich danach die Hände reinigen.

Umgang mit Mundschutz

Eins vorneweg: Bloß nicht die Maske an den Auto-Spiegel anhängen.

Bei verkeimten Masken schadet sich der Träger vor allem selbst. Das sollten auch alle wissen, die ihre Masken in Hosentaschen stecken oder einfach mal so in die Handtasche packen. Besser: Immer sauber einpacken. In ein Brillenetui oder eine Plastiktüte oder eine Plastikschachtel.

richtig Maske aufsetzen und abnehmen
richtig Maske aufsetzen und abnehmen

 

Praxistipps für Hygiene auf deinen Events

Masken

Egal ob Einmal-Maske oder waschbare Stoffmaske, nach 4 Stunden sind diese durchfeuchtet und sollten gewechselt werden. Andernfalls sind sie bloß eine Keimschleuder und bringt keinen Schutz mehr.

Informiere deine Teilnehmer darüber, dass sie eine zweite Maske dabei haben sollten, dauert dein Event mehr als 4 Stunden. Oder du als Veranstalter stellst sie als Give-away bereit. Überhaupt ist es immer gut, wenn du welche als Reserve hast. Zum Beispiel für die, die ihre Maske vergessen haben – absichtlich oder unabsichtlich.

 

Desinfektionsmittel

Desinfektionsmittel sind solche, die Viren oder Bakterien zu 99,9% beseitigen – per Definition. Für Veranstaltungen solltest du  bzw. dein Hygienebeauftragter solche Mittel wählen, die du auf der VAH-Liste findest – aus dem Wirkbereich A oder B. Also Mittel, die gegen Viren wirken. Das steht dann auch meist auf der Packung “dient der Inaktivierung von Coronaviren etc.”.

Es gibt alkoholische und nichtalkoholische Desinfektionsmittel. Achtung: Die alkoholischen Desinfektionsmittel greifen die Oberfläche von Displays, Kameras, Touchdisplays und ähnliches an. D.h. diese kriegen schnell Mikrorisse oder “werden blind”.

Außerdem gibt es Desinfektionsmittel explizit für Hände und explizit welche für Flächen. Wer Flächen desinfiziert, sollte Schutzhandschuhe für diese Arbeit tragen. Bedenke dies, wenn du Desinfektionsarbeiten an deine Mitarbeiter oder Kollegen delegierst. Wer bei dieser Arbeit seinen Lappen immer wieder in dieselbe Flüssigkeit taucht, verdünnt die Desinfektionsleistung bzw. reichert die “Brühe” mit immer mehr Viren an. Achte auch darauf.

 

keine Handtücher sondern Einmal-Tücher

Alles was feucht ist und mehrmals benutzt wird, ist eine echte Virenschleuder. Daher: Keine Stoff-Handtücher sondern Einmal-Tücher in den WC-Räumen oder wo auch immer sich die Personen auf deinem Event die Hände trocknen.

Belüftung in der Location

Die richtige Belüftung hilft, die Viren aus der Luft zu entfernen. Daher brauchst du auch ein Belüftungskonzept. Dieses besprichst du bzw. dein Hygienebeauftragter am besten mit dem technischen Leiter deiner Location. Hier eine Faustregel: Lasst die Lüftung immer auf voller Leistung laufen und schaltet dabei unbeding die Umluftfunktion aus.

Catering

In den Landesverordnungen findest du unter “Gastronomie” auch die Vorschriften für dein Catering. Im Kern geht um folgende Vorschriften:

  • keine Selbstbedienung bei offenen Speisen
  • willst du die Selbstbedienung ermöglichen, kannst du Essen in Einweg-Verpackungen austeilen
  • Getränke in Flaschen
  • kein Buffet
  • Gläser müssen bei mehr als 70 Grad gespült werden (und nicht wie “früher” oft bei Volksfesten und Festivals einmal durch ein lauwarmes Spülbecken getaucht werden)

Natürlich musst du auch hier die 1,50m Abstand einhalten oder geeignete Trennwände einbauen.

Catering von Kaiserschote | coronakonform und umweltfreundlich
Catering von Kaiserschote | coronakonform und umweltfreundlich

 

Hauttemperatur messen

Mit einer Lösung von Bosch kannst du Teilnehmer mit erhöhter Hauttemperatur erkennen. Die Lösung für Innenräume identifiziert sie mit hoher Zuverlässigkeit. Es handelt sich dabei um ein Komplettsystem aus einer Wärmebildkamera, einem Decoder, einem separaten Temperaturreferenzgerät (dem so genannten „blackbody“), einer Tastatur für die Steuerung und einer Software.

erhöhte Hauttemperatur mit Lösung von Bosch erkennen
erhöhte Hauttemperatur mit Lösung von Bosch erkennen | © Bosch

Besucherströme managen

Wo halten sich gerade besonders viele Personen auf? Auch das kannst du mit einer Videosicherheitslösung von Bosch erfahren und gegensteuern. Unter dem Namen „BVMS 10.1“ erhältst du ein modulares Konzept, das in der Lage ist, Daten von Videokameras, Zugangskontrollen, Einbruchmeldern und Datenverwaltungssystemen wie Intelligent Insights einzubeziehen. D.h. auch nach Corona sammelst du wertvolle Informationen, wie viele Besucher sich gerade wo auf deinem Event oder deiner Messe aufhalten.

Außerdem gibt es auf Events spezialisierte Anbieter, die für dich Besucherströme sichtbar machen können. Siehe bereits oben unter Punkt „Kontaktliste“, zum Beispiel EMENDO Events.

Videosicherheitslösung Besucherströme messen
Videosicherheitslösung Besucherströme messen | © Bosch

Hygiene und Ausnahmen – wie geht ihr damit um?

Da es auch immer wieder erlaubte Ausnahmen gibt, müsst ihr vorab klären, wie ihr damit umgehen wollt. In der Berliner Verordnung steht zum Beispiel im §4, Absatz 2:

Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung gilt nicht für

  • Kinder bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr,
  • Personen, die aufgrund einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder einer Behinderung keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen können,
  • Menschen, bei denen durch andere Vorrichtungen die Verringerung der Ausbreitung übertragungsfähiger Tröpfchenpartikel bewirkt wird oder
  • Gehörlose und schwerhörige Menschen und Personen, die mit diesen kommunizieren, sowie ihre Begleitpersonen.

Solche Atteste stellen mittlerweile einige Ärzte recht lax aus. Überlegt euch, ob ihr ein offizielle Bescheinigung sehen wollt oder ob ihr das überhaupt zulassen wollt. Ausnahmen hin oder her, immerhin seid ihr der Veranstalter und damit für die Hygiene verantwortlich.

Eine aus meiner Sicht wundervolle Idee, alle Teilnehmer zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zu bewegen, ist das Beenden des Events. So hielten es auch die Veranstalter des Festivals „Milde Möhre“ in Görlitz. Sie setzten ein Ampelsystem vor der Bühne ein. Trägt jemand keine Maske, leuchtet ein gelbes Licht auf und die Musik wird leiser. Fehlt die Mund- und Nasenbedeckung immer noch, blinkt das Licht rot und der DJ hört auf zu spielen.

 

Fazit

Hygiene ist vor allem auf Veranstaltungen in diesen Zeiten enorm wichtig. Informiere dich ausführlich über die Vorschriften auf Landesebene, erstelle dann ein auf dein Event konkret angepasstes Konzept. Dazu gehört auch ein Hygienebeauftragter. Außerdem musst du über die Maßnahmen alle beteiligten Akteure, also Teilnehmer, Referenten, Aussteller und Dienstleister, informieren und deine Maßnahmen dokumentieren. Denke ebenfalls unbedingt an die Kontaktliste, die du im Falle des Falles unverzüglich ans Gesundheitsamt rausgeben musst.

Tipps für eine Software für hybride Events

> Tools für digitales Teilnehmermanagement 

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